Ich konnt noch nie im Moment leben. Nur ans Hier und Jetzt denken. Im Kopf war ich schon immer fünf Jahre oder eine Reise weiter, seit ich Überlegen kann. Was möchte ich noch erleben? Wo will ich noch hin? Was möchte ich sehen? Was erreicht haben? Und das ist auch meistens eher gut als schlecht. Meine Planerei und Kontrolle. Mein Überblick und meine Bucketlist. Das mag ich an mir.
Aber abends wird es mir manchmal zum Verhängnis. Da stell ich alles infrage und meine Prioritäten nach ganz unten. Da seh ich nur das, was andere haben, und wo ich niemals sein werd. Da frag ich mich, was das alles soll, wenn wir alle irgendwann nicht mehr sind. Und überlege mir Dinge, die ich ändern würde, wenn ich könnte. Und ich denk an dich. Was ich dir noch hätte sagen sollen. Was du noch hättest sehen sollen. Erleben sollen. Weißt du eigentlich, was für ein Vorbild du für mich warst? Denn du konntest das mit dem Jetzt und Hier, im Gegensatz zu mir.
Aber that‘s life, denk ich mal. Und daran werd ich wachsen. Daran, nicht immer alles kontrollieren und planen zu können. Das Leben so zu nehmen, wie es eben kommt. Auch wenn der Schmerz, einen geliebten Menschen verloren zu haben und nichts dagegen tun zu können, manchmal alles überwältigt. Und irgendwann kann ich das Hier und Jetzt ja vielleicht doch so genießen wie du, Opa. Wenn auch nur manchmal.